Arbeitspaket 5: Bilaterale Innovationsnetzwerke

Forschungsfragen/Schwerpunkte

Arbeitspaket 5 beschäftigt sich mit internationalen Innovationsnetzwerken und dem Einfluss der Corona-Pandemie auf ausgewählte Länder-Beziehungen. Das Arbeitspaket generiert Erkenntnisse und erfasst Erfahrungen zum Einfluss der Covid-19-Pandemie auf die Beziehungsebenen zwischen Deutschland und relevanten Innovationspartnerländern. Das Fraunhofer IMW hat nach Analyse der strategischen Relevanz, der Machbarkeit und Kulturerfahrungen entschieden, Beziehungsebenen mit Ländern in unterschiedlichen Kontinenten zu betrachten: Deutschland-Schweden/Schweiz, Deutschland-Israel und Deutschland-Südkorea/Thailand.

Für die unterschiedlichen Konstellationen wird jeweils analysiert, welche Risikofaktoren im Voraus auf die Beziehungsebene gewirkt haben, wie die Corona-Maßnahmen diese beeinflussten und mit welchen Maßnahmen der Einfluss des aktuellen und eventueller zukünftiger Schocks auf die jeweiligen Beziehungen vermindert werden kann. Übergeordnetes Ziel ist die Stärkung der Resilienz der bilateralen Beziehungen durch Lernen von Erfahrungen.

Die übergeordneten Forschungsfragen sind:

1. Wie reagieren innovationsbeteiligte Akteure in unterschiedlichen Kontexten auf die Krise?

2. Welche Einflüsse entstehen aus ausgewählten politischen Interventionen auf die innovationsorientierte Zusammenarbeit?

3. Welche Implikationen hat dies für zukünftige politische Entscheidungen und welche Lessons Learned lassen sich zur Stabilisierung innovationsorientierter Zusammenarbeit ableiten?

Hintergrund

Innovation und Wertschöpfung finden in den allermeisten Fällen in internationalen Netzwerken statt und stehen in komplexen Abhängigkeitsverhältnissen. Auch innovationspolitisch hat die Förderung von internationalen Netzwerken in den letzten Jahren substanziell an strategischer Relevanz gewonnen (BMBF 2019).

Internationale Krisen wie die derzeitige Pandemie und ihr Einfluss auf die internationale Zusammenarbeit sind dabei jedoch bisher kaum betrachtet worden. Es stellen sich insbesondere Fragen danach, wie sich die Pandemiewahrnehmung wie auch die pandemieinduzierten Maßnahmen des Krisenmanagements auf internationale Innovationsaktivitäten und die jeweiligen Netzwerkbeziehungen auswirken. Wissenschaftliche Untersuchungen hierzu sind bislang nicht durchgeführt worden. Einerseits steht an verschiedenen Stellen die Befürchtung im Raum, dass gerade der private Sektor seine Forschung und Entwicklungsausgaben und Innovationsbemühungen zurückfährt. Auch wird ein zunehmender Rückzug ins Nationale beschrieben, welcher auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovationbeeinträchtigen könnte. Andererseits zeigen vereinzelte Untersuchungen anderer Krisen, dass diese mittelfristig kaum negative Effekte auf Innovationsaktivtäten hatten.

Es bleibt daher die Frage, wie Mangel, Unsicherheit und große Herausforderungen inkrementelle und radikale Innovationen wie auch die entsprechende internationale Zusammenarbeit beeinflussen. Das Arbeitspaket 5 setzt an dieser Stelle an und betrachtet den Einfluss der andauernden Krise auf die bilaterale internationale Zusammenarbeit. Im Fokus sind dabei Aktivitäten, die das Innovationspotenzial und Innovationsaktivitäten direkt oder indirekt beeinflussen – von Forschung und Entwicklung bis hin zu sektoralen Innovationen. Somit verstehen wir Innovationsnetzwerke als Zusammenschlüsse heterogener Organisationen (Unternehmen, Universitäten, Forschungseinrichtungen, Forschungs- und Förderpolitik), die das Ziel verfolgen, Wissen zu verwerten und Innovationen hervorzubringen.

Methodik

Das Forschungsdesign umfasst fünf empirische Fallstudien, welche verschiedene inter-kontinentale Beziehungsebenen betrachten. Die Fallstudien werden ergänzt durch eine Metaanalyse. Die Metaebene soll besonders die kulturellen, wirtschaftlichen und politisch-sozialen Faktoren in den Fokus rücken.  

 

Fallstudien 1 und 2: Deutschland – Schweden und Deutschland – Schweiz

Thema und Forschungsdesign: Wie haben sich die unterschiedlichen politischen Maßnahmen im Zuge der Corona-Pandemie auf das Innovationsverhalten der Individuen innerhalb bilateraler, länderübergreifender Innovationsnetzwerke ausgewirkt? Welche Maßnahmen wurden ergriffen, um potenziell hinderlichen Einflüsse auf Innovationssysteme zu kompensieren und wie wirkte sich dies auf bilaterale Innovationssysteme aus? Paradigmatisch ist das Projekt im Sozialkonstruktivismus verortet. Methodologisch wird eine Modellidentifikation anhand der Literatur entwickelt und basierend auf leitfadengestützten Interviews und Medienanalysen mit Hilfe der Akteurs-Netzwerkanalyse interpretiert.

 

Fallstudie 3: Deutschland – Israel

Thema und Forschungsdesign: Wie beeinflusst die Corona-Krise die Zusammenarbeit deutsch-israelischer Forschungskonsortien und Innovationspartner? Wie wirkt sich die Corona-Krise auf das Kooperations- und Innovationsverhalten aus? Der Fokus der Analysen liegt auf bilateralen Kooperationsschwerpunkten (z. B. chemische Industrie, biopharmazeutische Industrie, Computer- und Informationstechnologien). Paradigmatisch ist die Studie im kritischen Positivismus verankert. Methodologisch werden bibliometrische Analysen, qualitative Inhaltsanalysen, leitfadengestützte Interviews sowie Analysen von Medien und Pressemeldungen durchgeführt.

 

Fallstudien 4 und 5: Deutschland – Südkorea und Deutschland – Thailand

Thema und Forschungsdesign: Wie wirkt sich die Corona-Pandemie in den Partnerländern Südkorea und Thailand auf die Akzeptanz internationaler FuE-Kooperationen – insbesondere mit Deutschland – bei den verantwortlichen Förderorganisationen und bei ausgewählten bilateralen Innovationskooperationen aus? Der Fokus liegt auf ausgewählten bilateralen Kooperationsschwerpunkten zwischen Thailand bzw. Südkorea und Deutschland, z. B. Industrie 4.0 (beide), Bioökonomie (Thailand) und Energie/Smart Cities (Südkorea). Paradigmatisch ist die Studie im Sozialkonstruktivismus verortet. Methodologisch werden Narrationsanalysen und leitfadengestützte Interviews durchgeführt, welche gegebenenfalls durch virtuelle Fokusgruppen ergänzt werden.

Das Fraunhofer IMW

Das Fraunhofer-Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie IMW in Leipzig führt seit 1996 angewandte, sozio-technologische und sozio-ökonomische Forschung am Standort Leipzig durch. Für den langfristigen Erfolg von Kunden und Partnern aus Wirtschaft, Industrie, Forschung und Gesellschaft entwickelt das Institut wissenschaftlich fundierte Lösungen für aktuelle globale Herausforderungen. Das Institut bündelt so ein Leistungsangebot zu Internationalisierung und Wissensökonomie zu verschiedenen Weltregionen, darunter besonders auch Nordafrika und verschiedene Teile des asiatischen Kontinents (besonders Westasien und Südostasien).

Erwartbare Ergebnisse

Arbeitspaket 5 generiert Erkenntnisse zum Einfluss von Covid-19 auf die Beziehungsebenen zwischen Deutschland und relevanten Innovationspartnerländern. Es wird analysiert, welche Risikofaktoren im Voraus bestanden, wie die Corona-Maßnahmen diese beeinflussten und mit welchen Maßnahmen der Einfluss des aktuellen und eventueller zukünftiger Schocks auf die jeweiligen Beziehungen vermindert werden kann (Stärkung der Resilienz).

Das Arbeitspaket erarbeitet Faktoren, welche positiv und negative auf ausgewählte bilaterale Beziehungen mit Deutschland wirken. Diese Faktoren werden in Handlungsempfehlungen für Entscheidungsträger*innen übersetzt, um den Einfluss des derzeitigen und eventueller zukünftiger Schocks für Innovationsbeziehungen zu mindern.

Weitere Inhalte

Arbeitspaket 1

Projektmanagement

Arbeitspaket 2

Forschungsdatenmanagement

Arbeitspaket 3

Politische Entscheidungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie

Arbeitspaket 4

Wirtschaft und Gesellschaft

Arbeitspaket 6

Bevölkerungsschutz und Gefahrenabwehr

Arbeitspaket 7

Anwendungsorientierte Forschung

Arbeitspaket 8

Handlungsempfehlungen