Arbeitspaket 4: Wirtschaft und Gesellschaft

Forschungsfragen/Schwerpunkte

Im Arbeitspaket „Wirtschaft und Gesellschaft“ wird die Annahme überprüft, ob das politische und wirtschaftliche System den Verlauf der Krise beeinflussen kann, indem epidemiologisch betrachtet "bessere" Entscheidungen (bspw. längerer Lockdown; mehr Überwachung der Infektionsketten) getroffen werden. Gleichzeitig lässt sich auch abbilden, welche Konsequenzen beispielsweise verschiedene wirtschaftliche Unterstützungsleistungen auf den Ausgang der Pandemie haben. Dafür werden wirtschaftliche wie symptomatische Indikatoren auf gesellschaftlicher und gesundheitlicher Ebene erhoben und mit den politischen Entscheidungen in Verbindung gesetzt. Falls vorhergesagte Resultate von politisch durchgesetzten oder auch übergangenen Einschränkungen und Unterstützungsprogrammen sich entsprechend im Krisenverlauf widerspiegeln, ist zudem davon auszugehen, dass sich die Zufriedenheit der Bürger*innen mit ihrem System und den (gewählten) Vertretenden wandelt und somit möglicherweise Konsequenzen für das politische System entstehen. Auch diese Rückkopplungsschleife lässt sich in einem zweiten Schritt über die Datenbasis abbilden.

Hintergrund

Trotz des gemeinsamen Schocks verläuft die Pandemie in den unterschiedlichen Ländern sehr verschieden – bedingt durch den Status Quo des Systems und die politischen Entscheidungen zur Eindämmung der Pandemie, die getroffen wurden und werden. Dabei stellen sich Fragen nach politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Systemcharakteristiken sowie politischen Entscheidungs- und Umsetzungsfähigkeiten der einzelnen Länder.

Um die Annahme der durch die getroffenen Entscheidungen bedingt unterschiedlichen Verläufe zu überprüfen, sind Indizien für jene wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen zu erheben, die aus den Systemcharakteristiken oder den getroffenen Entscheidungen resultieren. D. h. es geht darum, sowohl direkt messbare wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen abzubilden als auch symptomatische Indikatoren, die die unmittelbaren Folgen der Entscheidungen oder die Akzeptanz und Erfüllung durch die Bürger*innen messbar machen. Dafür werden Veränderungen des Status Quo auf politischer, wirtschaftlicher, gesundheitlicher und gesellschaftlicher Ebene genauso erhoben, wie gesundheitliche Entwicklungen und neu entstandene Konsequenzen der Pandemie(-bekämpfung).

In einem weiteren Schritt werden Rückkopplungseffekte für das politische System untersucht, indem hinterfragt wird, inwiefern sich aufgrund der getroffenen Entscheidungen oder dem Krisenverlauf beispielsweise die Zustimmung der Bürger*innen zu ihrem System oder das Vertrauen in die gewählten Vertretenden ändert.

Methodik

1.  Literatur, Datenrecherche und Operationalisierung

Im ersten Schritt werden auf Basis existierenden Wissens in den Disziplinen Politikwissenschaft, Wirtschaftswissenschaft, Soziologie und Gesundheitswissenschaft in Verbindung mit den Besonderheiten der Covid-19-Pandemie Hypothesen aufgestellt. Dabei werden die Entwicklung der Pandemie, die Resilienz politischer Systeme, das Verhalten und Wiedererstarken der Wirtschaft in und nach Krisen sowie die wirtschaftlichen und politischen Folgen der Pandemie besonders beleuchtet. Das theoretische Wissen wird verschriftlicht und in Variablen operationalisiert sowie erste Literatur- und Datenrecherchen angestoßen.

2.Basisdatensatz & tiefergehende Erarbeitung

Zunächst erfolgt die Sammlung wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, gesundheitlicher und politischer Indikatoren die aufgeschlüsselt und aus verschiedenen Datenquellen zusammengetragen werden. Anschließend werden symptomatische Indikatoren wie sozialer Friede oder Vertrauen in ein funktionierendes System erarbeitet. Es folgen die empirischen Analysen, im Zuge derer deskriptive Darstellungen der Zusammenhänge in den einzelnen Ländern erarbeitet und Schlussfolgerungen abgeleitet werden.

3. Erarbeitung und Analyse der politischen Rückkopplungseffekte

Im dritten Schritt wird der Fokus auf die Rückkopplung für das politische System gelegt. Es wird untersucht, inwiefern die Bewältigung der Krise im internationalen Vergleich zu Einstellungsveränderungen gegenüber dem politischen System und damit möglicherweise zu Verschiebungen führt. Anschließend werden Handlungsempfehlungen entwickelt. Hier liegt der Fokus auf den Auswirkungen der Covid-19-Krise und getroffener Entscheidungen auf politische Systeme.

Das Fraunhofer ISI

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI ist eine Einrichtung der Fraunhofer-Gesellschaft mit Schwerpunkt auf die interdisziplinäre Analyse von Entstehungsbedingungen für Innovationen und deren Auswirkungen. In sieben verschiedenen Competence Centern trifft Wissen aus den Bereichen Technik, Sozial- und Wirtschaftswissenschaft zusammen. Das Forschungsziel des Fraunhofer ISI ist es, Herausforderungen aktueller und zukünftiger Generationen zum heutigen Zeitpunkt zu betrachten, um innovative Lösungen auf nationaler sowie internationaler Ebene für eine nachhaltige Zukunft präsentieren zu können. Dafür arbeiten Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen nach höchstem wissenschaftlichem Standard heute an den Lösungen von Morgen.

Zusammenarbeit

Die Querverbindungen zu anderen Arbeitspaketen sind essentiell, da laut unserer Annahme politische Entscheidungen zu den wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und gesundheitlichen Konsequenzen geführt oder diese zumindest maßgeblich mitbestimmt haben. Daher sind starke Verbindungen zu dem vorgelagerten Arbeitspaket 3 “Politische Entscheidungen”, dem Arbeitspaket 6 zur “Gefahrenabwehr und Verwaltung” sowie ggf. dem Arbeitspaket 5 “Innovation” zu ziehen. Aufgrund der starken quantitativen Ausrichtung des Arbeitspakets ist weiterhin das Arbeitspaket 2 “Forschungsdatenmanagement” ein wichtiger Kooperationspartner.

Erwartbare Ergebnisse

Arbeitspaket 4 generiert eine große Datenbasis von Variablen, die den Verlauf der Covid-19-Pandemie in all ihren wirtschaftlichen, politischen, gesundheitlichen und gesellschaftlichen Facetten abdecken. Deren analytische Aufarbeitung ermöglicht die Ableitung von Konsequenzen, die aus politischem Handeln entstanden sind, sowie Erkenntnisse zur Resilienz des Systems. Es entwickelt eine Indikatorik, die wirtschaftliche, gesellschaftliche, politische und gesundheitliche Auswirkungen der während der Covid-19-Pandemie getroffenen Entscheidungen abbildet.

Weitere Inhalte

Arbeitspaket 1

Projektmanagement

Arbeitspaket 2

Forschungsdatenmanagement

Arbeitspaket 3

Politische Entscheidungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie

Arbeitspaket 5

Bilaterale Innovationsnetzwerke

Arbeitspaket 6

Bevölkerungsschutz und Gefahrenabwehr

Arbeitspaket 7

Anwendungsorientierte Forschung

Arbeitspaket 8

Handlungsempfehlungen